Welt der Logistik
Weihnachtliche Zustellung in Erfurt
Zwischen Papiersternen, Leckereien und liebevoll gestalteten Karten liefern Britta Schneider und Silvio Sinske auf der Krämerbrücke in Erfurt Post und Pakete aus.
Zustellerin Britta Schneider schiebt ihr Fahrrad vollgepackt mit Briefen über das Kopfsteinpflaster der Brücke, während Silvio Sinske seinen Handkarren voller Pakete im Eingang des Thüringer Spezialitätenmarkts abstellt und einen Teil der Sendungen dem Kunden zustellt. Vor allem zur Weihnachtszeit ist die mittelalterliche Brücke mit ihren schönen Handwerksbetrieben ein Touristenmagnet und Nadelöhr für die Kollegin und den Kollegen.
Die Krämerbrücke:
Die Krämerbrücke zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen der Thüringischen Hauptstadt Erfurt. Sie ist von beiden Seiten geschlossen mit Fachwerkhäusern bebaut. Die mittelalterliche Brücke ist die längste durchgehend mit Häusern bebaute Brücke Europas und überspannt die Gera. Sie verbindet den Benediktplatz im Altstadtkern mit dem Wenigemarkt.
Das Dorf auf der Krämerbrücke
„Letzten Samstag war es so voll, dass ich zeitweise gar nicht weiter kam“, erzählt Britta Schneider, „da braucht man Geduld und Nerven.“ Seit mehr als 40 Jahren ist sie in Erfurt als Zustellerin unterwegs. Seit vielen Jahren bringt sie auf der Krämerbrücke die Post. Ein wenig ist es dort, wie in einem Dorf. „Hier nimmt der eine für den anderen die Post an“, sagt die Zustellerin. Freudig werden beide von ihren Kundinnen und Kunden begrüßt. „Sie ist immer herzlich, immer lieb“, sagt ein Gewürzhändler und nimmt die Zustellerin in den Arm.
Auch in der Papeterie Qnik freut sich die Mitarbeiterin, als Silvio Sinske den weihnachtlich leuchtenden Laden betritt. „Ich habe heute auch noch ein paar Pakete für Sie“, sagt die Mitarbeiterin des Papierdesign-Geschäfts. „Es ist hier immer ein Geben und Nehmen“, freut sie sich über den Service der Deutschen Post und DHL. Seit 26 Jahren stellt Silvio Sinske in der Erfurter Innenstadt zu. 70 bis 80 Prozent seiner Kundschaft sind Geschäfte. In der Weihnachtszeit hat er im Schnitt 400 Pakete am Tag dabei. Am meisten gefällt ihm der Kontakt zu den Menschen. „Ich sehe hier die Kinder aufwachsen“, freut sich der DHL-Bote.
Auch auf dem Weihnachtsmarkt erhält der ein oder andere Budenbesitzer Post. „Man bekommt beim Platzwart einen Plan und weiß dann, welche Buden zu beliefern sind“, erklärt Silvio Sinske.
Auf glattem Pflaster
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn es zu regnen beginnt – oder sogar schneit und friert. Denn dann wird das Kopfsteinpflaster der Krämerbrücke rutschig. „Schon ein paar Regentropfen reichen aus und es ist glatt, da muss man vorsichtig laufen“, sagt Britta Schneider. „Ich packe den Karren dann nicht ganz so voll“, ergänzt Silvio Sinske.
Zustellung und Touristentipps
Übrigens ist die am häufigsten gestellt Frage an die beiden nicht: Wo ist mein Paket? „Ich werde jede Woche gleich mehrmals auf der Krämerbrücke gefragt: Wo ist denn eigentlich die Krämerbrücke?“, erzählt Britta Schneider lachend, „dabei stehen sie genau mitten drauf.“ „Auch nach Restauranttipps fragen viele“, sagt Silvio. „Ich bin hier manchmal der heimliche Stadtführer.“ Wenige Meter weiter drücken ihm zwei Touristinnen freundlich einen Stapel Postkarten in die Hand.
Hier hilft man sich
Auch Franziska „Franzi“ Bach, stellvertretende Standortleiterin in Erfurt 40, ist heute mit in Britta Schneiders Viertel unterwegs. Mit ihrem E-Trike kommt sie um die Ecke gefahren. Teamarbeit wird bei den Erfurter Kolleginnen und Kollegen ganz großgeschrieben: „Wenn ich mit meiner Tour fertig bin, rufe ich Britta an und komme bei Bedarf noch aushelfen“, erzählt Franzi Bach.
Verspätete Weihnachtsstimmung
Auch wenn die beiden Zustellerinnen und der Zusteller tagtäglich in weihnachtlicher Umgebung ausliefern, so sind sie sich einig: Weihnachten beginnt für sie erst am Nachmittag des 24. Dezembers, wenn sie nach der Arbeit mit der Familie unter dem Weihnachtsbaum sitzen. Britta Schneider erinnert sich noch an Zeiten vor etwa 30 Jahren: „Da dachten die Kinder, als die Türe geöffnet wurde, ich wäre der Weihnachtsmann, denn damals waren wir an Heiligabend noch viel länger unterwegs. Das ist heute zum Glück nicht mehr so.“