
Menschen bei Post & DHL
Der Künstler vom IPZ
Wann immer er Zeit hat, zeichnet und malt Mesfin Akele – ob auf dem Weg zum Internationalen Postzentrum (IPZ) am Frankfurter Flughafen oder nach Feierabend am heimischen Küchentisch.
Schon früh morgens in der Bahn zieht der studierte Künstler sein Skizzenbuch, das er einst im Louvre in Paris gekauft hat, aus der Tasche und beginnt zu zeichnen. „Kreativ sein kann man überall“, findet er. „Die Idee entscheidet und daher halte ich alles in meinem Skizzenbuch fest.“ Auch nach getaner Arbeit greift der IPZ-Kollege, der seit fast 30 Jahren in der Zollabteilung arbeitet, in seinem kleinen „Atelier“ in der Küche wieder zu Pinsel und Farbe.

Ein Bild der Gesellschaft
Dabei setzt der gebürtige Äthiopier sich mit der Entwicklung der Gesellschaft in seinen Zeichnungen und Acrylbildern auseinander. Besonders beschäftigt er sich mit der deutschen Geschichte, die er immer wieder mit seiner afrikanischen Herkunft verknüpft. So hat er unter anderem Szenen eines Afrikabesuchs der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel künstlerisch festgehalten. In anderen Werken erwachsen aus deutschen Städtenamen afrikanische Motive und verschmelzen zu einem deutsch-afrikanischen Gesamtkunstwerk.

Kreative Ideen am Arbeitsplatz
Auch sein Arbeitsplatz in der Zollabteilung des IPZ bietet dem 58-jährigen Bornheimer Inspiration für künstlerische Ideen: „Wir kümmern uns um jede einzelne Straße in Deutschland. Das hat mich auf die Idee gebracht, einige meiner Motive aus deutschen Straßennamen und Ortschaften zusammenzusetzen und so eine besondere Dynamik in meine Bilder zu bringen.“ Mesfin Akele setzt sich in seinen Werken nicht nur mit den Produkten von DHL auseinander, sondern auch mit dem Unternehmen selbst – einem globalen Netzwerk, das Menschen weltweit verbindet. Für sich selbst übersetzt er den Namen daher augenzwinkernd als „Durch Hunderte Länder“. Auch für seine Kolleginnen und Kollegen fertigt er Bilder an, und selbst die Gestaltung der Pausenraumwand trägt seine Handschrift.

Sendungen erzählen Geschichten
Bei jeder Sendung, die Mesfin Akele in der Zollabteilung im IPZ scannt und prüft, denkt er an den Menschen, der sie abgeschickt hat. „Das Leben ist bunt und jeder Brief erzählt seine ganz eigene Geschichte“, findet er. Über seine Arbeit sagt er: „Sie ist abwechslungsreich, nie langweilig und gibt mir sogar immer wieder Anregungen für meine Arbeit als Maler - was will ich mehr?“
Arbeiten am postalischen Tor zur Welt
Mesfin Akele floh 1990 vor dem Krieg in Äthiopien und gelangte über Osteuropa nach Deutschland. Seit 1996 lebt er in Frankfurt – eine Stadt, die für ihn zur Heimat geworden ist. Am IPZ gefällt ihm das internationale Flair. Denn hier arbeiten 1,400 Kolleginnen und Kollegen aus 61 Nationen unter einem Dach. Sie kümmern sich um die 190 Tonnen Post, davon bis zu 410.000 die täglich in 266 Relationen weltweit verschickt werden.
- E-Commerce-Sendungen pro Tag: bis zu 370.000
- Briefsendungen pro Tag: bis zu 410.000
- Pakete pro Tag: bis zu 7.000
- Postkarten pro Jahr: etwa 4,6 Millionen

Gesellschaft und Kunst im Wandel
Schon als Zehnjähriger begann Mesfin Akele zu malen. Damals faszinierten ihn die Werke des äthiopischen Künstlers Akalu Bekele Bogal. Seine Lehrer seien nicht so begeistert gewesen, dass er immer wieder im Unterricht gemalt habe, erzählt Mesfin Akele schmunzelnd. Bis 1997 widmete sich der IPZ-Kollege vor allem dem Realismus. Heute folgt er keiner festen Stilrichtung mehr. „Die Gesellschaft wandelt und entwickelt sich, als Künstler muss man daher Verantwortung übernehmen und diesen Wandel begleiten“, findet Mesfin Akele, der die künstlerische Freiheit in Deutschland schätzt. Viele seiner Werke zeigen kubistische und futuristische Einflüsse. Wenn er malt, greift er am liebsten zu Acrylfarben. „Öl braucht mehr Zeit – und die habe ich nicht“, sagt der Deutsch-Äthiopier, der seine Werke bereits in Bonn, Köln, Stendal, Wuppertal und Frankfurt ausgestellt hat.