Ein Nashorn auf dem Vorfeld
Das größte Drehkreuz der Welt kann nicht nur Pakete verschicken. Ab und zu befinden sich in den Flugzeugen auch Tiere, die über den LEJ HUB sicher an ihrem Ziel ankommen.
Meine Mom arbeitet schon lange am DHL Drehkreuz Leipzig. Früher habe ich immer gespannt gelauscht, wenn sie mir aufregende Geschichten über ihre Arbeit erzählte. Eine der wohl spannendsten Storys war über ein Nashorn. 2016 unterstützte DHL das George Adamson Wildlife Preservation Trust dabei Eliska, ein Spitzmaulnashorn, in einem Schutzgebiet in Tansania auszuwildern. Über die letzten Jahre unterstützte DHL 20 solcher internationalen Tier- und Umweltschutzinitiativen. Neben Eliska wurden beispielsweise auch ein Tiger, ein Gorilla oder ein Leopard sicher transportiert.
Heute arbeite ich selbst bei DHL und habe die Möglichkeit, höchstpersönlich bei meinen Kolleg*innen nachzufragen, wie so ein Tiertransport genau abläuft. Dazu sprach ich mit Steven Rimpl. Er arbeitet als Schichtleiter im Bereich ACS (Air Capacity Sales). Er beschäftigt sich daher regelmäßig mit außergewöhnlicher Fracht.
„Bevor Elefant, Tiger und Co. das Boarding antreten, gilt es einiges zu berücksichtigen. Der erste Schritt ist immer die Untersuchung durch einen Tierarzt. Der prüft, ob das Tier auch flugtauglich ist. Vor Ankunft am Hub halten sich dann zahlreiche Kolleg*innen vor Ort bereit, die extra für den Umgang mit lebender Fracht geschult wurden,“ weiß Steven.
Das ist auch wichtig, wie ich weiter erfahre, denn es gibt wahnsinnig viel zu beachten. Die Tiere müssen genug Bewegungsfreiheit haben und müssen im Notfall schnell zu erreichen sein. Auch die Luftzirkulation darf nicht unterschätzt werden. „Zum Beispiel darf man keine Stute vor einem Hengst lagern oder kein Fleisch vor Raubtieren. Die Tiere werden bei bestimmten Gerüchen wie etwa Fleisch unruhig und bewegen sich daraufhin zu viel, was das Gleichgewicht des Flugzeuges und das Wohlbefinden des Tieres stört,“ erklärt mir Steven. Die Gesundheit der Tiere hat also immer oberste Priorität. Daher werden sie immer auch von einem Sachverständiger oder Tierarzt begleitet.
Mittlerweile weiß ich: Ein Nashorn auf dem Vorfeld steht bei uns natürlich nicht auf der Tagesordnung. Eines hat meine Recherche auch ergeben: An den Transport von Eliska erinnert sich nicht nur meine Mom gerne zurück, sondern viele Kolleg*innen hier am Drehkreuz. - Sanja Sandner