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News von der Airline - A330-Flotte fliegt DHL zu neuen Höhen im Himalaya

Ein gutes Jahr hat es gedauert, bis die chinesischen Behörden endlich ihre Zustimmung erteilten: Seit Februar fliegt EAT (European Air Transport Leipzig GmbH) als erste DHL Fluglinie auf den in jeder Hinsicht bemerkenswerten Flugrouten L888 und Y1 mit einem Airbus A330 über das Hochland von Tibet.

„Man hat schon auch ein bisschen Zeit, mal aus dem Fenster zu schauen und die atemberaubende Landschaft zu genießen“, sagt Kapitän Andreas Schlager (Bild), Assistant to Chief Pilot der EAT-Airbus-A330-Flotte, voller Vorfreude. „Aber es ist auch eine sehr anspruchsvolle Strecke.“

Seidenstraße der Lüfte

Unter Pilot:innen und Flugverkehrsexpert:innen genießen die Luftstraßen L888 und Y1 („Yankee One“) einen besonderen Ruf. Der L888 und die nahe Zuführroute Y1 führen quer durch China über das Hochland von Tibet. Der L888 wird bisweilen auch „Silk Road Airway“ genannt, die Seidenstraße der Lüfte. Sie ist Mythos, technische und fliegerische Herausforderung zugleich und unterliegt zudem restriktivsten Regularien. Denn dort, wo das Himalaya selbst bereits Höhen von 5.000 Metern und mehr erreicht, gelten andere Gesetze.

Ekkehard Gutt (Bild unten) hat mit dem verantwortlichen Team bei EAT fast ein ganzes Jahr dafür gekämpft, dass die DHL-Airline EAT (European Air Transport) diese Route befliegen darf. Gutt arbeitet bei EAT als Manager Flight Dispatch Support & Air Traffic Management – und ist unter anderem dafür zuständig, neue Strecken auszuarbeiten und bestehende zu optimieren. Das Teilstück von Hongkong (China) in die kasachische Hauptstadt Almaty flog EAT seit März 2023 – und bis Februar dieses Jahres auf einer längeren Route, die weiter nördlich über chinesisches Gebiet und weitaus niedrigeres Terrain führte.

Die Luftstraßen L888 & Y1 führen quer durch China über das Tibetische Hochland.

Sechs Tonnen weniger CO2 pro Flug

„Über die Airways Y1 und L888 sparen wir nun im Schnitt bis zu 20 Minuten Flugzeit – und damit auch Treibstoff und Kosten“, erklärt Pilot Schlager. Bei sechs Flügen pro Woche kommt dabei einiges zusammen – auch für den Klimaschutz. Bis zu 2.000 Kilogramm Kerosin weniger pro Flug verbrauche der Airbus A330 auf dem neuen Teilstück über das tibetische Hochland, sagt Ekkehard Gutt. „Damit reduzieren wir unsere CO2-Emissionen jedes Mal um weit mehr als sechs Tonnen und unterstützen die globale DHL GoGreen-Initiative.“

Sein Einsatz für die Zulassung dieser neuen Route hat sich also in vielerlei Hinsicht gelohnt. Die Auflagen, um die Airways „Yankee One“ und „Lima Triple Eight“ nutzen zu dürfen, sind dabei hoch. Aus guten Gründen. Denn im Notfall ticken die Uhren über so hohem Terrain anders. Der Pilot würde etwa bei einem plötzlichen Druckabfall im Flugzeug einen sofortigen Notabstieg im steilen Sinkflug auf eine Flughöhe von 10.000 Fuß (etwa 3.000 Meter) einleiten. Über der Hochebene Tibets jedoch ist das wegen des weitläufigen hohen Terrains von über 15.000 Fuß nicht möglich.

A330 erfüllt die Anforderungen

„Deshalb müssen die Flugzeuge, die auf den Airways L888 und Y1 zugelassen werden, zum Beispiel genug Sauerstoff in zusätzlichen Flaschen mitführen, der ausreicht, bis wir auf einer der festgelegten Escape-Routen über flacheres Terrain und zu einem der Ausweichflughäfen gelangen“, sagt Gutt. Der Airbus A330 von EAT erfüllt diese Auflage – und ist dazu auch mit dem sogenannten FANS (Future Air Navigation System) ausgestattet. Einfach gesagt ermöglicht FANS – in dieser unwirtlichen Streckenführung – einerseits eine genaue Satelliten-Ortung und Navigation des Flugzeugs, andererseits können die Piloten über ein Datalink-System mit der Flugsicherung über Satellit in digitaler Textform kommunizieren, sollte der direkte Funkkontakt abbrechen.

„Würden wir diese Anforderungen nicht erfüllen und hätten dazu nicht auch alle weiteren Formalitäten mit Hilfe der DHL Netzwerk-Station in Peking gelöst werden können, hätten wir die Zulassung für die Benutzung der Luftstraßen L888/Y1 nicht bekommen“, beschreibt Ekkehard Gutt den zähen Prozess. Doch am 22. Februar 2024 war es dann soweit. Die Genehmigung der Civil Aviation Administration of China lag endlich vor – seither ist „Lima Triple Eight“ bei EAT vom Mythos zum Alltag geworden. Der Blick aus dem Fenster wird dennoch ein besonderer bleiben.

Eine eigene Airline am DHL Drehkreuz Leipzig

Die European Air Transport Leipzig GmbH (kurz: EAT) ist nicht nur Fluggesellschaft, sondern übernimmt auch die Wartung der eigenen Flotte von über 30 Flugzeugen im firmeneigenen Hangar, bildet Flight Crews aus und ist Arbeitgeberin für über 1.200 Luftfahrt-Begeisterte.


Autorin: Claudia Looms
Veröffentlicht: 19. April 2024